Die bewegte Geschichte des Klagenfurter Spanheimer-Brunnens
Kunsthistorikerin Brigitte Ponta-Zitterer: Vor 70 Jahren wurde er, damals noch am Alten Platz, neu enthüllt. Die alte Bronzestatue des Herzogs wurde von den Nationalsozialisten eingeschmolzen.
Vor 70 Jahren, am 15. August 1954, wurde der neu gestaltete Spanheimer-Brunnen am Alten Platz in Klagenfurt feierlich enthüllt. Heute kennt man dieses markante Denkmal vom Dr.-Arthur-Lemisch-Platz. Nur wenige erinnern sich daran, dass es einstmals zerlegt und in Einzelteilen an wechselnden Standorten aufgestellt war. Kunsthistorikerin Brigitte Ponta-Zitterer vom Geschichtsverein für Kärnten hat sich mit der spannenden Geschichte des Brunnens befasst. Entworfen hat ihn der bekannte, aus Klagenfurt stammende Bildhauer Josef Kassin. Weil dieser Ende 1931 starb, konnte er ihn aber nicht mehr vollenden und aufstellen. Das übernahm dann sein Mitarbeiter Carl Langer im Auftrag des Verschönerungsvereins Klagenfurt. Die Statue Bernhards von Spanheim war ursprünglich aus Bronze und wurde 1940 von den Nationalsozialisten zu Kriegszwecken eingeschmolzen. Der Klagenfurter Bildhauer Arnulf Anton Pichler ersetzte sie schließlich durch eine aus Carrara-Marmor.
„Die Idee für ein Spanheimer-Denkmal hatte Bürgermeister Johann Franz Suppan. Er kannte den mittlerweile in Wien tätigen Josef Kassin von Jugend an und beauftragte ihn 1904/05 mit der Ausführung des Brunnens“, so die Kunsthistorikerin weiter. Suppan wollte eine Erinnerung an Herzog Bernhard von Spanheim als Gründer der Stadt Klagenfurt errichten lassen. Der 1176 (oder 1181) geborene Spanheimer war von 1202 bis 1256 Herzog von Kärnten. 1224 verlieh er St. Veit an der Glan, um 1250 Klagenfurt und 1252 Völkermarkt das Stadtrecht.
Kassin schuf zwischen 1904 und 1906 eine Reihe von Entwürfen der Herzogsstatue, die auf historischen Fotografien überliefert sind. Der Stadt Klagenfurt fehlten da aber die finanziellen Mittel für die Umsetzung. Dann kamen der Erste Weltkrieg und der Untergang der Monarchie, wodurch sich die Situation nochmal verschärfte. Schließlich ging von Franz Wilfan, dem Gründer des Klagenfurter Verschönerungsvereines, die Initiative aus, den Brunnen doch noch zu realisieren. „1928 ließ der Verschönerungsverein eine Lithographie des Brunnenentwurfs herstellen und rief die Bevölkerung zu Spenden auf. Da bekam Kassin seine erste Anzahlung“, erzählt Ponta-Zitterer. 1930 kamen 2.000 Schilling als Subvention des Bundesministeriums für Unterricht dazu.
„Kassin starb plötzlich am 30. Dezember 1931. Nur einige Wochen davor wurde die Bronzestatue Bernhards von Spanheim in einer Wiener Gießerei hergestellt“, weiß Ponta-Zitterer. Carl Langer, der bei Kassin im Atelier mitgearbeitet hat, wurde mit der Aufstellung des Brunnens beauftragt. Brunnenschale und Sockel wurden von der Firma Bulfon in St. Veit an der Glan hergestellt. „Von 1931 bis 1934 wurden immer wieder Ausgaben für den Brunnen getätigt, 1933 waren es sogar 84.000 Schilling“, so Ponta-Zitterer. Die feierliche Enthüllung erfolgte am 15. August 1932 vor dem Gebäude „Zur Goldenen Gans“ am Alten Platz. „Im bronzenen Schwert des Herzogs waren zwei Urkunden eingearbeitet, die über Organisation, Finanzierung und Förderung des Werkes informierten“, berichtet die Kunsthistorikerin.
Nicht einmal acht Jahre später verlor das Denkmal sein krönendes Stück. „Am 19. April 1940 wurde die Bronzestatue abmontiert und zur von den Nationalsozialisten angeordneten Kriegsmetallsammlung gebracht. Die Metallspende wurde von einem großen Teil der Klagenfurter Bevölkerung unterstützt. Man sah sie als Geschenk zum bevorstehenden Geburtstag des Führers am 20. April“, so Ponta-Zitterer. 1951 wollte der Verschönerungsverein Klagenfurt die Statue ersetzen lassen. Er beauftragte Arnulf Anton Pichler mit der Ausführung einer Kopie aus Carrara-Marmor. Dessen Vater Anton Pichler hatte übrigens – noch in engem Austausch mit Kassin – die Löwen für den Spanheimer-Brunnen ausgeführt. Die Marmorkopie der Statue war, nach Vorgaben des Verschönerungsvereins, etwas kleiner ausgeführt als das Original. Das sorgte für eine Disharmonie zwischen Unterbau und Standfigur.
Der neue Brunnen blieb nach seiner Enthüllung 1954 aber nicht lange am Alten Platz. „Es begann bald eine kleine Odyssee des Denkmals“, meint die Kunsthistorikern. Im Zuge von Sanierungsarbeiten 1964/1965 wurde der gesamte Brunnen abgetragen. Sockel, Löwen und weitere Teile kamen zuerst in den Rauscherpark, landeten aber bald in einem Depot der Stadt Klagenfurt, wo sie rund 15 Jahre lang lagerten. Die Herzogsstatue wurde nördlich der Stadtpfarrkirche St. Egid im Erzherzog Johann Park aufgestellt. Ende der 1970er-Jahre kam die Brunnenschale mit dem unteren Teil des Sockels auf den Dr.-Arthur-Lemisch-Platz. Im November 1980 folgten die inzwischen restaurierten Löwen. „Die Klagenfurter Bevölkerung forderte, dass die Statue des Herzogs den Brunnen wieder bekrönen sollte. 1982 wurde sie daraufhin wieder mit dem Brunnen zusammengeführt“, so Ponta-Zitterer. Am Dr.-Arthur-Lemisch-Platz stand übrigens schon zuvor ein Werk von Josef Kassin: Eine 1917 geschaffene Standfigur von Kaiser Franz Joseph zierte ihn bis 1941.
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Redaktion: Markus Böhm, Pressereferent und Mitglied im Beirat des Geschichtsvereines
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